Mittwoch, 8. April 2020 (16:00)
Ostern in Zeiten von Corona
Darf ich mich mit 48 Jahren noch auf jugendlichen Leichtsinn berufen? Ich fürchte nicht. Aber leider haben sich manche der Hilfen, die ich hier immer möglichst schnell zu kommunizieren versucht habe, für den einen oder anderen als schwer verdaulich entpuppt. Vor allem die Soforthilfe hat wohl ihre Fallstricke, wie ich aus verschiedenen Gesprächen erfahren habe, die mir am Anfang nicht klar waren, und vielen Fachleuten wohl auch nicht. Denn: Wer keine eigene Betriebsstätte aufzuweisen hat, kann da offenbar nichts rausholen! Aber dieses Wissen verbreitet sich gerade, vielleicht geht ja noch was, wenn es die richtigen Personen erreicht. Ich werde auf jeden Fall weiter bohren. Wenn man schon ein Programm auflegt, das sich Soforthilfe für Freischaffende, Künstler, Soloselbständige nennt, dann wäre das ja ein Witz, dass ebendiese Künstler und Freischaffenden nicht davon profitieren können, wenn sie ihre Kunst und ihre Dienstleistungen nun einmal da ausüben, wo ihr Publikum und ihre Kunden sind, und nicht in dauerhaft angemieteten eigenen Betriebsstätten. Das lässt das Vertrauen, dass die Hilfsmaßnahmen durchdacht sind, wieder etwas schwinden. O-Ton aus einem meiner Gespräche zum Nachbohren: „Da bleibt dann wohl nur der Weg in die Grundsicherung!“
Aber so bitter es klingt, genau das scheint wiederum eine reale Möglichkeit zu sein, akute Engpässe zu überrbücken. Hier finden Sie die nötigen Informationen zu dem derzeit vereinfachten Zugang zur Grundsicherung der Arbeitsagentur, auch für Selbständige, die aktuell ohne Einkommen dastehen. Eine Vermögensprüfung entfällt dabei, weitere Prüfungen seien für die ersten sechs Monate ausgesetzt. Ich bin überzeugt, in der derzeitigen Situation geht vieles, was vorher undenkbar gewesen wäre, selbst in der Bürokratie, auch wenn man von mancher Seite anderes hört. Aber probieren sollte man es zumindest. Und Sie werden auch bestimmt nicht gleich als Spargelstecher abgeordnet! Aber eigentlich ist es nicht lustig, denn es fehlt einem bei diesem Gang in die Grundsicherung irgendwie die Anerkennung der eigenen langjährigen Berufstätigkeit! Die Anerkennung, dass man nicht arbeitssuchend ist, sondern dass man derzeit einfach nur seinen Beruf nicht ausüben kann, aus Gründen, die man nicht selbst zu verantworten hat.
Wer aktuell den Überblick verloren hat zu den Möglichkeiten der Unterstützungsmaßnahmen, der findet hier auf den Seiten der IHK eine gute Auflistung. Dort ist auch ein Tutorial für den Antrag auf Soforthilfe des Bundes zu finden. Mein Tipp: trotzdem stellen! Auf jeden Fall versuchen! Keiner wird Sie später festnageln, dass Sie in diesen Zeiten versucht haben, Ihre berufliche Tätigkeit mit allem was Sie haben zu verteidigen. Auf der Petitionsseite von change.org gibt es jetzt auch eine Petition, bei der es genau um diese Lücke bei den Soforthilfen geht, ausgehend von Gästeführerinnen und Gästeführern. Der Sprecherrat der Bamberger Gästeführerinnen und Gästeführer plant auch ein Schreiben an die politischen Entscheidungsträger.
Wenn Sie uns Ihre persönlichen Erfahrungen mit den diversen Hilfsangeboten einmal mitteilen wollen, nutzen Sie doch einfach die Kommentarfunktion des Blogs!
Ansonsten blicken wir jetzt auf den 15. April, wenn die Ministerpräsidentenkonferenz über das weitere Vorgehen entscheidet. Der Blick nach Österreich und auf deren „Exit-Strategie“ macht einerseits hoffnungsfroh, andererseits birgt er noch Sprengstoff für anhaltende gravierende Einschränkungen, gerade in der Touristik, die noch eine weitere Durststrecke andeuten. Warten wir es ab, was kommt. Allmählich sind wir an das Erfordernis schneller Entscheidungen, die auf politische Verlautbarungen folgen, gewöhnt. Ich denke, am Anfang werden wir uns über jeden – früher so gescholtenen – Tagestouristen freuen können, denn das wird vermutlich die Gruppe sein, die sich als erstes wieder rauswagt mit einem kleinen Ausflug oder einer Tagesreise. Dann folgen die Kurzreisen, und da sind wir doch stark aufgestellt in Stadt und Land! Das ist unser Klientel!! Wir überarbeiten derzeit einige unserer Produkte und gebären neue Produktideen und zusammen mit unseren Partnern sind wir an einer Kampagne dran, die wieder Lust auf Bamberg machen und die Sehnsucht wecken soll. Mehr dazu nächste Woche!
In der Zwischenzeit können wir uns gegenseitig unterstützen. Es gibt tolle Ansätze im Netz wie zum Beispiel die Liefermöglichkeiten in der Region auf: https://liefert.jetzt/ oder auch der solidarische Gutscheinverkauf auf https://gemeinsambamberg.de/
Meine Buchhandlung vor Ort hat gestern auch schon die eckigen Ostereier für die ganze Familie persönlich ausgeliefert. Next-day delivery! Da geht was!
So bleibt mir aktuell nur, Ihnen allen auf diesem Wege dennoch ein frohes und gesegnetes Osterfest zu wünschen. Bei Ostern geht es um die Auferstehung Christi. Vielleicht müssen wir diese Hoffnung stiftende christliche Botschaft heuer einfach verweltlichen und hoffen auf unser aller Auferstehung aus der aktuellen Lage, damit wir bald wieder gemeinsam unser Leben leben können, so wie wir es lieben, und dass wir alle bald wieder das tun dürfen, was wir gerne und gut tun, damit wir davon wieder leben können.
Bleiben Sie uns erhalten! Egal wie und wie lange es nach Ostern noch weitergeht, jeder Tag bringt uns dem ersehnten Tag 1 nach Corona näher!
Und halten Sie die (Hasen-)Ohren steif!